Sepsis – wenn sich das Immunsystem gegen den eigenen Körper richtet
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Am 17. September 2021 ist Welttag der Patientensicherheit. Zum diesjährigen Aktionstag beantwortet Dr. Norbert Loskamp, der medizinische Leiter im Verband der Privaten Krankenversicherung (PKV-Verband), Fragen zum Thema Sepsis. Der PKV-Verband unterstützt als Förderer des Aktionsbündnisses Patientensicherheit dessen Kampagne „Deutschland erkennt Sepsis“, die im Februar 2021 gestartet ist. Gerade mit Blick auf Covid-19 ist das Wissen um das Risiko einer Sepsis äußerst wichtig.
Allein in Deutschland erkranken jährlich rund 300.000 Menschen an einer Sepsis. Im Prinzip kann sie jeden treffen. Die Forschung hat aber zwei wesentliche Risikofaktoren ausgemacht: Der eine ist das Alter. Gerade für Säuglinge und ältere Menschen besteht demnach ein erhöhtes Sepsis-Risiko. Kinder unter einem Jahr haben noch ein unausgereiftes Immunsystem und sind anfälliger für eine Sepsis. Ebenso haben ältere Menschen ab circa 70 Jahren oft kein so starkes Immunsystem mehr und sind anfälliger. Der zweite Risikofaktor sind Krankheitsbilder, die mit einer gestörten Immunabwehr einhergehen – Krebspatienten zum Beispiel, die sich in Behandlung befinden. Genauso sind Patienten, die Medikamente nehmen müssen, die das Immunsystem unterdrücken, besonders gefährdet: Zum Beispiel nach Organtransplantation oder Autoimmunerkrankungen wie Rheuma. Auch Patienten mit chronischen Infektionen wie HIV haben ein anfälliges Immunsystem. Viele andere chronische Erkrankungen wie Diabetes oder chronisch obstruktive Lungenerkrankung gehen ebenfalls oft mit einer Störung des Immunsystems einher.
Ist das Thema Covid-19 auch mit Sepsis verknüpft?
Eine Sepsis entsteht, wenn die körpereigenen Abwehrkräfte nicht mehr in der Lage sind, die Ausbreitung einer lokalen Infektion zu verhindern. Streut die Infektion über den ganzen Körper, kann es zu einer fehlregulierten und überschießenden Aktivierung der Abwehrsysteme kommen, so dass nicht nur die Erreger bekämpft werden, sondern auch körpereigene Organe wie Lunge, Herz und Niere Schäden erleiden. Es kann zum Multiorganversagen und zum septischen Schock kommen, der unbehandelt nahezu immer tödlich ist.
Forschungsdaten zeigen, dass eine Covid-19-Infektion in den schweren Formen quasi wie eine Sepsis verläuft, eine ähnliche Überreaktion der Immunabwehr im Körper hervorruft und Organschäden verursachen kann. Insofern kann man den schweren Verlauf einer Corona-Infektion eigentlich mit einer Sepsis gleichsetzen.
Kann ich eine Sepsis mehrmals bekommen?
Eine Sepsis kann jeden treffen, auch mehrmals. Es gibt keine Immunität gegen eine Sepsis. Die Sepsis kann durch ganz verschiedene Erreger hervorgerufen werden. Wenn man gegen einen Erreger möglicherweise immun ist, dann gibt es andere Erreger, die auch wieder Vorläufer einer Sepsis sein können.
Wie kann ich mich gegen eine Sepsis schützen?
Jeder Einzelne kann viel tun, um sein Risiko für eine Sepsis zu vermindern. Eine Impfung dagegen gibt es nicht, vorbeugen kann man trotzdem: Dabei gilt es in erster Linie, Infektionen zu verhindern. Besonders ältere Menschen ab 60 Jahren, deren Immunsystem zunehmend abbaut, sind anfällig. Daher sollten gerade sie sich mittels Impfung gegen Influenza und Pneumokokken schützen. Auch ist es wichtig, dass man sich gegen Corona impfen lässt, denn im Rahmen einer Corona-Infektion kann eine Sepsis entstehen.
Wunden, die man hat, sollten sorgfältig behandelt und sauber gehalten werden. Ebenfalls sehr wichtig ist es, Antibiotika so einzunehmen, wie sie vom Arzt verschrieben worden sind. Das heißt: Die Behandlungszeit sollte nicht eigenmächtig verkürzt oder verlängert werden. Auch für Menschen, die chronische Erkrankungen wie Diabetes oder chronische Lungenerkrankungen haben, ist es wichtig, dass sie sich an die Vorgaben des Arztes zur Behandlung halten.
Und natürlich ist es wichtig, dass man eine gesunde Lebensweise pflegt, sich gesund ernährt, dass man ausreichend Bewegung hat, auf Tabak verzichtet und möglichst wenig Alkohol trinkt.