PKV – einfach erklärt

Beitragserhöhung - Das sind die Gründe

Stephan Caspary vom PKV-Verband, selbst privatversichert, erklärt im Video die Beitragsberechnung, Gründe für Beitragserhöhungen und Ihre Möglichkeiten. Den Inhalt können Sie auch als Text nachlesen.
September 2025

Sehen Sie hier das Video:

Lesen Sie hier das Transkript:

Vor ein paar Tagen habe ich von meiner privaten Krankenversicherung Post bekommen. Die Beiträge steigen wieder mal. Ziemlich deutlich diesmal sogar. Da fragt man sich doch automatisch: Warum eigentlich? Ich war doch gar nicht krank! Zum Glück. Geht es also wirklich mit rechten Dingen zu bei so einer Erhöhung? Und was passiert, wenn das jetzt immer wieder geschieht? Wie lange kann ich mir meine gute Gesundheitsvorsorge dann überhaupt noch leisten?

Sie kennen solche Schreiben auch? Und haben sich schon mal die gleichen Fragen gestellt? Dann ist dieses Video für Sie. Wir schauen uns mal gemeinsam an, wie die Beiträge in der PKV zustande kommen und warum sie zwischendurch immer wieder mal erhöht werden müssen.

Mein Name ist Stephan Caspary. Ich arbeite für die PKV, aber ich bin auch selbst privat krankenversichert. Ich kenne diese Briefe also von beiden Seiten, wenn Sie so wollen. Und ich weiß, warum man sich davon nicht verrückt machen lassen sollte. Schenken Sie mir ein wenig Ihrer Zeit, dann wissen Sie das gleich auch.

So werden Ihre Beiträge berechnet

In der gesetzlichen Krankenversicherung hängt der Beitrag vom Einkommen ab. Wer viel verdient, zahlt auch viel – wer wenig verdient, zahlt wenig. In der privaten Krankenversicherung spielt das Einkommen dagegen keine Rolle, sondern drei andere Dinge bestimmen den Beitrag bei Versicherungsbeginn: Das Eintrittsalter, der Gesundheitszustand – wie gesagt zu Beginn – und der Leistungsumfang.

Fangen wir mit dem Letzten an, das ist am leichtesten zu erklären. Mehr Leistungen, also z.B. Chefarzt, Einbettzimmer, komfortabler Zahnersatz gleich höherer Beitrag. Weniger Leistungen gleich geringerer Beitrag. Solide Grundabsicherung: noch günstiger.

Dann der Gesundheitszustand – auch noch gut zu verstehen. Wenn man zu Versicherungsbeginn unter bestimmten Krankheiten leidet oder zum Beispiel Allergien hat, dann erheben die Versicherer dafür sogenannte Risikozuschläge. Der Beitrag ist also etwas höher.

Und jetzt wird es ein wenig knifflig: Warum ist auch das Eintrittsalter wichtig? Das liegt daran, dass die PKV von jedem Monatsbeitrag, den Sie zahlen, etwas Geld für Ihre im Alter steigenden Krankheitskosten auf Seite legt. Und dann kommt ein Effekt, den man auch von Spar- oder Kreditverträgen kennt: Je früher man mit dem Einzahlen anfängt, desto öfter zahlt man ein und desto niedriger kann die einzelne Rate sein – oder in unserem Falle: der einzelne PKV-Monatsbeitrag.

Grundsätzlich hat dieses Prinzip, das man Kapitaldeckung nennt, zur Folge, dass Privatversicherte in jungen Jahren mehr zahlen, als sie an Leistungen brauchen, dafür aber in späteren Jahren weniger. Und, dass sie die Behandlungskosten in ihrer jeweiligen Tarifgemeinschaft komplett allein stemmen - anders als bei den gesetzlichen Kassen, wo immer weniger Junge für immer mehr Ältere zahlen müssen und dann auch noch der Steuerzahler jedes Jahr mit zweistelligen Milliardenzuschüssen einspringt.

Beitragsanpassung in der PKV

Manche denken ja, die Versicherer können die Beiträge nach Belieben erhöhen, aber so läuft das nicht. So eine Beitragsanpassung ist rechtlich streng geregelt und sie wird von unabhängigen Treuhändern überprüft. Jedes Jahr wird geschaut: Passen die tatsächlichen Ausgaben noch zu den ursprünglich kalkulierten? Wenn die Abweichung nämlich zu groß ist, müssen die Beiträge überprüft und gegebenenfalls neu berechnet werden. Das geschieht aber erst ab einem festgeschriebenen Prozentsatz, dem sogenannten Schwellenwert. Konkret: Weichen die tatsächlichen Ausgaben von den erwarteten um mindestens 10 Prozent ab, muss der Beitrag neu berechnet werden. Die Versicherer können in ihren Vertragsbedingungen auch einen niedrigeren Grenzwert von mindestens 5 Prozent vorsehen. Dieser Schwellenwert führt dazu, dass der Beitrag einige Jahre stabil bleiben, dann aber plötzlich spürbar klettern kann.

Der Grund: Die Ausgabensteigerungen aus den Vorjahren müssen nun mitberücksichtigt werden. In Phasen stark steigender Gesundheitskosten kann es ausnahmsweise auch in aufeinanderfolgenden Jahren, also mehrmals hintereinander, zu Beitragsanpassungen kommen. Aber wie dem auch sei: Der Versicherer entscheidet das nicht allein. Ein unabhängiger mathematischer Treuhänder prüft die Zahlen. Ohne seine Zustimmung darf kein Beitrag geändert werden. Und auch die Treuhänder selbst werden noch mal überwacht von der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht, kurz BaFin. Beitragserhöhungen sind also keine Willkür, sondern Pflicht, wenn die Ausgaben steigen oder auch die Lebenserwartung der Versicherten (steigt), weil die Leistungen dann länger gewährt werden müssen. Übrigens: Manchmal müssen die Beiträge auch nach unten korrigiert werden – wenn der Versicherer weniger ausgibt als erwartet. Vor allem in der Pflegeversicherung ist das schon mehrfach passiert, und ich selbst kenne es von meiner Krankentagegeldversicherung.

Themenseite PKV-Beitrag

Warum steigen die PKV-Beiträge wirklich?

Kommen wir zur spannendsten Frage: Warum steigen die Beiträge denn nun überhaupt? Hier die drei wichtigsten Gründe:

  1. Medizinischer Fortschritt: Neue Medikamente, neue Geräte, neue Impfungen – das alles kostet. Nehmen wir zum Beispiel die noch relativ neue Impfung gegen Gürtelrose. Die ist medizinisch sinnvoll, wird deshalb auch von den Versicherern erstattet, verursacht aber natürlich zusätzliche Ausgaben. Oder MRT-Untersuchungen – vor 10, 20 Jahren noch die Ausnahme, heute fast schon die Regel.
  2. Die Preise steigen – nicht nur, aber vor allem auch im Gesundheitswesen. Ärzte, Kliniken, Pflegekräfte, Medikamente – alles wird teurer. Wenn die Kosten für eine Operation oder ein Medikament steigen, steigen auch die Ausgaben der PKV dafür. 
  3. Wir leben immer länger. Je älter wir werden, desto mehr Leistungen benötigen wir. Die Versicherung muss sicherstellen, dass die Alterungsrückstellungen auch für diese längere Zeit reichen. Dafür braucht es dann zusätzliche Beitragsmittel.

Zusammengefasst: Die Beiträge steigen, weil die Medizin modernere, aber auch teurere Möglichkeiten bietet, weil die Preise im Gesundheitswesen klettern und weil wir alle länger leben und dadurch länger abgesichert werden müssen. In der gesetzlichen Krankenversicherung ist das übrigens ganz genauso.

Warum steigt Ihr Beitrag, obwohl Sie nie krank waren?

Die Antwort ist einfach: Weil man Teil einer Versichertengemeinschaft ist – und die Mitversicherten nicht alle das Glück haben, auch gesund zu bleiben. In der PKV tragen die Versicherten eines Tarifs alle Kosten solidarisch. Wer erkrankt, den fängt die Gemeinschaft auf, und wenn die Beiträge steigen, dann für alle. Wer wirklich nie krank ist, kann sich ja vielleicht darüber auch freuen.

PKV-Beitrag senken

Die gute Nachricht: Gegen steigende PKV-Beiträge kann man etwas tun. Die naheliegendste Möglichkeit ist dabei der Wechsel in einen günstigeren Tarif. Alle Privatversicherten haben einen Rechtsanspruch darauf, in einen anderen Tarif ihres Versicherers zu wechseln. Wenn der neue Tarif keine besseren Leistungen bietet als der alte, geht das sogar ohne erneute Gesundheitsprüfung und ohne Wartezeiten. Wenn der Versicherer die Beiträge anpasst, muss er ausdrücklich auf diese Wechselmöglichkeit hinweisen. Schauen Sie mal in Ihrem Schreiben nach. Vor allem, wenn Sie über 60 sind, denn dann müssen in dem Brief auch ganz konkrete alternative Tarife genannt sein, die für Sie günstiger sein können.

Wenn Sie über einen Tarifwechsel nachdenken, aber bitte genau überlegen: Welche Leistungen sind für mich unverzichtbar – und welche braucht man vielleicht nicht unbedingt? Will man das Einbettzimmer im Krankenhaus? Wie hoch muss die Erstattung bei Zahnersatz sein? Und wie wichtig ist die Heilpraktikerbehandlung?

Alle diese Punkte beeinflussen den Beitrag. Wer seinen Vertragsumfang etwas reduziert, kann so oft mehrere hundert Euro im Jahr sparen und hat immer noch eine gute Versorgung. Eine weitere Möglichkeit zur Beitragssenkung ist der Selbstbehalt. Wer bereit ist, kleinere Rechnungen nicht zur Erstattung einzureichen, kann damit den monatlichen Beitrag reduzieren. Aber bitte darauf achten, dass die Eigenleistungen auch tragbar bleiben.

Und schließlich: Sollte es finanziell wirklich einmal eng werden, gibt es in der PKV zwei gesetzlich garantierte Sozialtarife: den Standardtarif und den Basistarif. Beide müssen von allen Versicherungsunternehmen angeboten werden. Die Leistungen sind mit denen der gesetzlichen Krankenkassen vergleichbar, und der Beitrag ist nach oben hin begrenzt. Das bedeutet: Auch in schwierigen Lebens- oder Einkommenssituationen bleibt der Zugang zu einer bezahlbaren Krankenversicherung erhalten.

Also: Es gibt viele Stellschrauben, um die Beiträge zu senken – vom Tarifwechsel über den Selbstbehalt bis hin zu den Sozialtarifen der PKV.

Private Krankenversicherung im Alter

Manche fragen sich ja: Kann ich mir die PKV im Alter überhaupt noch leisten? Die gute Nachricht: Die PKV hat dafür gleich mehrere Sicherungsmechanismen eingebaut.

  1. Die Alterungsrückstellung – die hatte ich am Anfang schon mal erwähnt. In der PKV zahlt man in jungen Jahren etwas mehr. Dieses Plus wird angespart, verzinst und im Alter zur Stabilisierung der Beiträge eingesetzt.
  2. Der gesetzliche Zehn-Prozent-Zuschlag. Er wurde im Jahr 2000 eingeführt und macht die Beiträge gleich zweimal günstiger. Zum ersten Mal mit Alter 60, denn dann fällt er weg, man muss ihn also nicht länger zahlen. Und ab Alter 65 werden seine Mittel dafür eingesetzt, Beitragserhöhungen abzufedern.
  3. Apropos wegfallen: Die Krankentagegeldversicherung braucht man im Alter nicht mehr. Auch die verschwindet also von der Rechnung.
  4. Überzinsen: Wenn die Versicherer am Kapitalmarkt mehr Zinsen erwirtschaften als kalkuliert, fließen 90 Prozent dieser Gewinne in die Entlastung der Versicherten.
  5. Zuschüsse: Rentner bekommen sie von der Rentenversicherung, bei pensionierten Beamten steigt der Beihilfeanspruch.
    Und schließlich:
  6. Die Beitragsentlastungstarife: Quasi eine freiwillige Zusatzrückstellung. Man zahlt heute noch ein wenig mehr und senkt den Altersbeitrag damit noch weiter ab.

Bin ich in der GKV besser aufgehoben?

Wenn die Beiträge angepasst werden, bekommen wir im PKV-Verband, das können Sie sich ja vielleicht vorstellen, jede Menge Mails, Anrufe, Briefe. Und die gipfeln dann manchmal in der Frage, ob man nicht besser in der gesetzlichen Krankenversicherung, der GKV, geblieben wäre oder dahin zurückkehrt.

Also zuerst mal: Auch in der GKV steigen die Beiträge ja. Gehaltserhöhungen, Anhebung der Beitragsbemessungsgrenze und immer höhere Zusatzbeiträge der einzelnen Krankenkassen sorgen auch bei den Gesetzlichen dafür, dass die Mitglieder mehr zahlen müssen. Schaut man sich mal den langfristigen Beitragsverlauf von PKV und GKV an, dann stellt man fest, dass die Entwicklung trotz der aktuellen Beitragserhöhung in der PKV immer noch sehr nah beieinander liegt. Aber nur in der PKV gibt es ja individuelle Leistungen, die lebenslang garantiert sind. Der Versicherer kann sie nicht einschränken. Diese gute Versorgung hat ihren Preis – und den bin ich auch bereit zu zahlen. Und wenn ich das nicht mehr könnte, hätte ich ja die Möglichkeit, den Beitrag zu beeinflussen. Auch das geht nur in der PKV.

Vorletzter Satz: Ich bin jetzt Ende 50 – da kommt man aus rechtlichen Gründen ohnehin so gut wie gar nicht mehr zurück in die GKV. – Aber Bange machen lassen gilt auch für Sie nicht. Ich bin ganz bewusst in der PKV geblieben und ich habe es noch keinen Tag bereut.

Zusammenfassung

Fassen wir zusammen: PKV-Beiträge werden nach klaren Regeln kalkuliert. Anpassungen sind notwendig, wenn die Ausgaben steigen – aber sie werden streng kontrolliert. Der individuelle Gesundheitszustand spielt dabei keine Rolle. Wem es zu teuer wird, der kann darauf reagieren. Mit Rückstellungen und anderen Mechanismen sorgt die PKV dafür, dass die Beiträge auch im Alter bezahlbar bleiben.