„Eine Impfung kann 90 Prozent der Gürtelrose-Fälle verhindern“
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Verband der Privaten Krankenversicherung e.V.
Gürtelrose (Herpes zoster) ist keine seltene Krankheit – und schon gar nicht harmlos. Sie entsteht durch die Reaktivierung des Varizella-Zoster-Virus (auch „Windpocken-Virus“ genannt) im Nervensystem. In Deutschland erkranken jedes Jahr rund 300.000 Menschen daran. Doch es gibt einen Impfstoff, der vor dieser schmerzhaften Viruserkrankung schützen kann. Wir haben mit dem Medizinischen Leiter im PKV-Verband, Dr. Norbert Loskamp, darüber gesprochen, warum die Impfung gegen Gürtelrose so wichtig ist.
Herr Dr. Loskamp, warum ist die Gürtelrose-Impfung ein medizinischer Fortschritt?
Die Zulassung des neuen Totimpfstoffs in Europa im März 2018 war ein wichtiger Meilenstein. Die Impfung kann mit hoher Zuverlässigkeit den Ausbruch einer Gürtelrose verhindern. Gerade im höheren Alter steigt das Erkrankungsrisiko deutlich – in der Altersgruppe ab 60 Jahren liegt es bei über einem Prozent pro Jahr. Da fast alle Erwachsenen in früheren Jahren an Windpocken erkrankt waren, tragen auch fast alle das Virus in sich, das später eine Gürtelrose auslösen kann.
Was macht die Gürtelrose so problematisch?
Bei der Gürtelrose kommt es zu einem regionalen Wiederauftreten von Windpocken, häufig im Brust- und Bauchbereich, aber auch im Gesicht oder am Auge. Sie ist nicht nur sehr schmerzhaft, sondern kann auch langwierige Folgen haben. Viele Betroffene leiden noch lange an Nervenschmerzen, selbst nachdem die Krankheit nach drei bis vier Wochen abgeklungen ist. Bei bis zu 20 Prozent der Betroffenen halten die Nervenschmerzen sogar länger als ein Jahr an. Sind Gesicht oder Auge betroffen, drohen zudem Nervenlähmungen der Gesichtsmuskulatur oder bleibende Augenschäden.

"Die PKV hält die Prävention seit Jahren für sehr wichtig, auch wenn dadurch zunächst zusätzliche Ausgaben verursacht werden. Die Gürtelrose-Impfung schützt vor schweren Krankheitsverläufen und langfristigen Komplikationen, die mit erheblichen gesundheitlichen Einschränkungen verbunden sein können."
Wie läuft die Impfung ab und wie lange hält der Schutz?
Nach der Aufklärung durch den Arzt oder die Ärztin wird der Impfstoff in einen Skelettmuskel injiziert, üblicherweise in den Oberarm. Die Impfung besteht aus zwei Dosen, die im Abstand von zwei bis maximal sechs Monaten verabreicht werden. Nach bisherigen Beobachtungen hält der Schutz mindestens vier Jahre, wahrscheinlich sogar acht Jahre. Ob Auffrischimpfungen nötig werden, ist noch nicht abschließend geklärt. Was wir aber wissen, ist, dass rund 90 Prozent der Erkrankungen durch eine Impfung verhindert werden können.
Übernimmt die Private Krankenversicherung die Kosten?
Ja, in der Regel werden die Kosten vollständig übernommen, wenn die Empfehlung der Ständigen Impfkommission (STIKO) auf die geimpfte Person zutrifft. Denn viele Tarife beziehen sich in ihren tariflichen Regelungen auf die STIKO. Die STIKO empfiehlt die Impfung für alle Menschen ab 60 Jahren und darüber hinaus für Menschen ab 50 Jahren, die ein erhöhtes Risiko für eine Gürtelrose-Erkrankung haben. Genauer informiert hierüber das Robert Koch-Institut auf seiner Themenseite Gürtelrose (Herpes zoster).
Viele PKV-Unternehmen rechnen Impfkosten übrigens nicht auf Selbstbehalte oder Beitragsrückerstattungen an, damit ihre Versicherten diese Prävention nicht aus Kostengründen scheuen. Wer hier unsicher ist, ob das auf den eigenen Versicherungsschutz zutrifft, sollte bei seiner PKV nachfragen.
Ihr Fazit?
Die Gürtelrose-Impfung ist ein wirksamer Schutz vor einer häufigen und oft unterschätzten Erkrankung. Wer die Chance nutzt, kann schmerzhafte Krankheitsverläufe und bleibende Schäden verhindern.
Kostenentwicklung in der PKV: Prävention gewinnt an Bedeutung
Die wachsende Akzeptanz der Gürtelrose-Impfung spiegelt sich auch in den Ausgaben der PKV für diese Leistung wider: Erstattete die Private Krankenversicherung im Jahr 2019 noch 8,3 Mio. Euro für diese Impfung, waren es 2023 bereits 108,8 Mio. Euro. Das entspricht einer Steigerung um mehr als das 13-Fache in nur vier Jahren. Die Ausgaben der Branche für Impfstoffe insgesamt erhöhten sich im Jahr 2023 um 14,8 Prozent.