Deutsche haben beste Versorgung bei neuen Krebsmedikamenten

Februar 2020
Apotheke Regal mit Medikamenten

Der erste Schritt zur Markteinführung eines neuen Arzneimittels in Deutschland und unseren Nachbarstaaten ist die Zulassung auf europäischer Ebene. Diese erfolgt durch die Europäische Zulassungsbehörde (EMA). Grünes Licht durch die EMA bedeutet allerdings nicht, dass Patientinnen und Patienten in sämtlichen europäischen Ländern das neue Medikament erhalten können. Denn jedes Land hat noch sein eigenes Zulassungsverfahren.

Deshalb hat das Wissenschaftliche Institut der PKV (WIP) eine Analyse Zugang zu onkologischen Medikamenten - ein europäischer Vergleich erstellt. Arzneimittel zur Behandlung von Krebs erlangen immer größere Bedeutung: Nach Angaben des Robert Koch-Instituts (RKI) erkranken mittlerweile in Deutschland jährlich etwa 500.000 Menschen an Krebs – fast doppelt so viele wie in den 1970er Jahren. Deshalb ist es wichtig, dass Erkrankte schnell Zugang zu wirksamen Innovationen haben.

Von Zulassung bis Verkauf: große Unterschiede innerhalb Europas

In den Jahren 2015 bis 2017 hat die Europäische Zulassungsbehörde (EMA) 31 Arzneimittel zur Behandlung von Krebs für den europäischen Markt zugelassen. In Deutschland dauerte es im Durchschnitt keine 3 Monate, bis eines dieser onkologischen Medikamente in Apotheken zur Verfügung gestellt werden konnte. Damit ist das Regelungsverfahren von der europäischen über die nationale Zulassung bis hin zum möglichen Verkauf in Deutschland deutlich schneller als in den anderen untersuchten Ländern. Die Niederlande waren die nächstschnellsten, doch bereits hier dauerte das Verfahren mit durchschnittlich 163 Tagen bereits doppelt so lange. Der EU-Durchschnitt lag sogar bei fast 15 Monaten.

Nicht nur hinsichtlich der Geschwindigkeit beim Marktzugang ist Deutschland Spitzenreiter. Insgesamt waren Anfang 2019  30 der 31 von der EMA neuzugelassenen onkologischen Arzneimittel in Deutschland auf dem Markt – mehr als in den anderen Ländern. Während Österreich und die Niederlande mit 29 verfügbaren Medikamenten dicht folgten, konnten die Apotheken bspw. in Frankreich nur 23 Medikamente bieten. In Norwegen, das wegen seines Gesundheitssystems oft gelobt wird, waren sogar nur 17 dieser Krebsheilmittel erhältlich.

Betrachtet man sämtliche Arzneimittel, die im Zeitraum von 2015 bis Ende 2017 von der EMA zugelassen wurden, zeigt sich ein ähnliches Bild: Von diesen 121 Arzneimitteln sind 104 in Deutschland zugänglich. Ärztinnen und Ärzte konnten sie nach durchschnittlich 119 Tagen verschreiben. Der EU-Durchschnitt lag bei 426 Tagen.

Das deutsche Gesundheitssystem bietet den besten Zugang zu neuen Krebsmedikamenten in Europa. Das gilt nicht nur für Privatversicherte, in deren Versicherungssystem die Hürden niedriger sind. Auch gesetzlich Versicherte stehen im europäischen Vergleich hervorragend da. Damit in anderen Ländern die Situation verbessert wird, strebt die Europäische Kommission eine Vereinheitlichung der nationalen Prozesse an. Deutschland könnte hier als Vorbild dienen.