Warum ist ein regelmäßiges Hautkrebs-Screening sinnvoll?
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Hauterkrankungen entwickeln sich häufig langsam – und sollten in einem möglichst frühen Stadium behandelt werden. Dr. Ralph von Kiedrowski, Vorstandsmitglied des Berufsverbands der Deutschen Dermatologen, erläutert, welche besonderen Herausforderungen die Corona-Pandemie für Hautärzte mit sich bringt.
Herr Dr. von Kiedrowski, sind die Wartezimmer der Hautarztpraxen seit Ausbruch der Corona-Pandemie weniger voll?
Ja, das kann man schon so sagen. Das Hautkrebs-Screening, unsere häufigste Früherkennungsuntersuchung über das gesamte Altersspektrum, verzeichnete im vergangenen Frühjahr bis zu 70 Prozent weniger Patienten. Auch wenn die Nachfrage im Sommer wieder stieg, so konnte der starke Einbruch der Untersuchungen im Normalbetrieb nicht wieder aufgeholt werden. Nach wie vor bieten viele Praxen keine offenen Sprechstunden an, um die Corona-Abstands- und Hygieneregeln einzuhalten. Allein dadurch sitzen derzeit weniger Menschen in den Wartezimmern der Hautarztpraxen.
Vor welchen besonderen Herausforderungen stehen die Hautärzte in der Pandemie?
Ganz grundsätzlich ist es nicht möglich, bei Hautuntersuchungen einen Mindestabstand von eineinhalb Metern einzuhalten. Wir untersuchen auch die Mundhöhle – hier ist das Infektionsrisiko natürlich besonders hoch. Seit ausreichend Schutzausrüstung vorhanden ist, ist das Praxispersonal jedoch weniger gefährdet.
Wann sollten Patienten unbedingt schnell zum Hautarzt gehen?
Große Eile besteht bei Verdacht auf das maligne Melanom, den sogenannten schwarzen Hautkrebs. Er ist an pigmentierten, bräunlich-schwarzen unregelmäßigen Hautveränderungen zu erkennen. Weitere Auffälligkeiten sind unregelmäßige Formen und Randstrukturen sowie ein plötzliches Wachstum. Früherkennung ist besonders wichtig, da bei Eindringtiefen von weniger als 0,5 Millimetern in der Regel eine Operation reicht, um den Hautkrebs zu heilen.
Wie oft sollten Patienten das vorsorgende Hautkrebs-Screening durchführen lassen?
Wir empfehlen eine Wiederholung nach spätestens zwei Jahren, je nach Befund oder Risiko raten wir auch zu jährlicher Kontrolle. Hier können bereits Vorstufen möglicher Tumore erkannt und bei Bedarf behandelt werden. Auch der helle Hautkrebs, der sehr langsam wächst, kann früh diagnostiziert und behandelt werden, oft auch ohne Operation. Er äußert sich meist durch Rötungen oder Verschuppungen – Anzeichen, die von vielen nicht ernstgenommen werden. Wir stellen übrigens auch fest, dass ohnehin gefährdete Gruppen in der Pandemie ein zusätzliches Risiko haben: Bewohnerinnen und Bewohner in Pflegeheimen werden derzeit deutlich weniger besucht. Angehörige können also auch seltener Hautveränderungen wahrnehmen, die sie untersuchen lassen möchten.
Welche Folgen kann ein nicht oder zu spät entdeckter Hauttumor haben?
Dringt ein Hauttumor, besonders das Melanom, in tiefere Hautschichten ein, kann es die Lymphknoten befallen oder auch bereits Metastasen in Organen oder an anderen Hautstellen gebildet haben. Dann sind aufwendige Behandlungen mit Medikamenten oder eine Bestrahlung nötig. Bei solch fortgeschrittenen Verläufen treten auch Todesfälle ein.