Wann sollten Patienten ihre Augen untersuchen lassen?
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Plötzliche Sehverschlechterungen oder akuter Sehverlust müssen rasch behandelt werden. Chronische Augenkrankheiten wie der sogenannte Grüne Star sind jedoch nicht immer sofort spürbar. Dr. Ludger Wollring vom Berufsverband der Augenärzte Deutschlands (BVA) rät daher zu regelmäßiger Vorsorge - auch in der Corona-Pandemie.
Herr Dr. Wollring, wie viele Menschen leider unter chronischen Augenkrankheiten wie dem Glaukom?
Das Glaukom, auch Grüner Star genannt, zählt zu den häufigen Augenerkrankungen – Schätzungen zufolge entwickeln in Industrieländern etwa zwei von 100 Menschen über 40 Jahren ein Glaukom. Wir Augenärzte entdecken bei rund 14 Prozent unserer Patienten ein Glaukom, meistens in einem frühen Stadium. Das Problem ist, dass sich die Krankheit subjektiv lange nicht bemerkbar macht. Wenn man das eingeschränkte Sehvermögen merkt, ist es eigentlich schon zu spät. Denn bereits vorhandene Schäden am Sehnerv lassen sich nicht rückgängig machen. Deshalb ist eine Vorsorge ab einem Alter von 40 ratsam.
Wie läuft eine typische Vorsorge ab?
Der Augenarzt misst mit einem speziellen Instrument den Augeninnendruck und untersucht die sogenannte Papille, den Sehnervenkopf. So kann man manchmal Schädigungen am Sehnerv feststellen, bevor Beschwerden auftreten. Mehr als 90 Prozent der Patienten, bei denen ein Glaukom diagnostiziert wird, können mit Augentropfen behandelt werden, die den Augeninnendruck senken. Reichen die Medikamente nicht mehr aus oder werden schlecht vertragen, sind auch eine Laserbehandlung oder eine Operation möglich. Selbst eine fortgeschrittene Krankheit kann zumindest verlangsamt oder aufgehalten werden.
Wann sollten Menschen sofort zum Augenarzt gehen?
Viele Augenkrankheiten entwickeln sich schleichend – Patienten nehmen sie nicht sofort wahr. Einige Notfälle aber sind direkt spürbar und müssen auch akut behandelt werden. Dazu zählen zum Beispiel eine plötzliche Sehverschlechterung oder auch der plötzliche Sehverlust. Ursache könnte der Verschluss eines Blutgefäßes im Auge sein, wiederum möglicherweise Warnsignal für einen Arterienverschluss im Gehirn, also einen Schlaganfall. Starke Augenschmerzen oder das Wahrnehmen von farbigen Ringen um Lichtquellen können auf einen Glaukomanfall hinweisen. Dieser muss schnellstmöglich behandelt werden, um eine Erblindung zu verhindern. Auch das Wahrnehmen von Lichtblitzen und von rieselnden schwarzen Flocken sowie plötzlich auftretendes Doppeltsehen und starke Rötungen sollten dringend abgeklärt werden. Gleiches gilt, wenn das Auge verletzt wurde, etwa durch Verbrennungen, Schläge oder Stöße. Nur bei einer fachkundigen Untersuchung kann das Ausmaß und die nötige Behandlung festgestellt werden.
Welches Risiko gehen Patienten ein, die Vorsorge- und Kontrolluntersuchungen über einen längeren Zeitraum vernachlässigen?
Besonders chronische Augenkrankheiten wie das Glaukom, die Altersbedingte Makuladegeneration und diabetische Augenkrankheiten bedürfen regelmäßiger Kontrolluntersuchungen, um die Therapie anpassen und weiterführen zu können. Werden diese Kontrolluntersuchungen versäumt, besteht die Gefahr, dass ein irreparabler Sehverlust eintritt.